Wer zweierlei Maß auf einerlei Gegenstände anwendet kann noch jede Ungerechtigkeit rechtfertigen und jedes Feindbild stützen. Ein Maß für unsere Freunde, ein anderes für unsere Feinde. Hier sollen einige Fälle von "zweierlei Maß" dokumentiert werden, ein Wasserträgerdienst an der Gerechtigkeit als wirksamer Idee, auf die sich sogar die verpflichten, die sich an ihr vergehen.
Emil Julius Gumbel
Der Heidelberger Mathematiker Emil Julius Gumbel veröffentlichte 1924 die Schrift "Vier Jahre politischer Mord", in der nachgewiesen wurde, dass weitaus mehr Linke von Rechten ermordet wurden als umgekehrt, dass aber die Linken zu weitaus höheren Strafen verurteilt wurden als die Rechten: Die deutsche Justiz hatte zweierlei Maß. Gumbels Schrift änderte daran leider nichts, ihm selbst wurde schließlich auf Betreiben nationalsozialistischer Studenten die Lehrerlaubnis entzogen, er ging ins Exil. Dennoch ist der Nachweis von Ungerechtigkeit kein bloßer Kommentar zur Geschichte, sondern kann hin und wieder etwas ändern, und wäre es nur, weil ein Ungerechter ungern als solcher dasteht.
Montag, 16. April 2018
Ein syrischer Kollege
Ein syrischer Kollege glaubt, dass es ganz am Anfang tatsächlich den Ansatz zu einer syrischen Revolution gab,
und er glaubt weiter, dass diese syrische Revolution ihre Hoffnung auf amerikanische Hilfe setzte. Für die
syrische Regierung hat er nicht viel übrig, traut ihr im übrigen auch chemische Angriffe und alles übrige zu.
Und doch ist er sicher, dass die Syrer nach acht Jahren vor allem Frieden wollen, auch wenn dieser Friede
wohl gegenwärtig nur mit Assad zu haben wäre.
Weiter beschreibt er das Verhalten der syrischen Regierung so, dass diese am Anfang des Aufstands die Führer
einer wirklichen Opposition eliminiert habe und so bewusst eine Situation herbeigeführt habe, in der die
Gegner sich als Terroristen bezeichnen lassen.
Ich kann nichts davon überprüfen oder widerlegen. Aber so stellte sich die Lage einem damaligen Studenten aus Damaskus
dar.
Es bleibt die rückblickende Frage, was denn einer berechtigten Revolution geholfen und nicht nur einen
endlosen Bürgerkrieg befeuert hätte, wenn die Sache einer solchen Revolution gerecht war. Die Antwort
könnte dieselbe wie in vielen anderen Fällen zu sein: Es wäre besser gewesen, keine Waffen in dieses Land
zu liefern, um einem Bürgerkrieg auf Dauer zu unterhalten. Das betrifft einerseits den Iran und Russland,
andererseits aber die USA, Saudi-Arabien, die Türkei und Quatar. Auch Heckler&Koch-Gewehre haben ihren Weg
nach Syrien gefunden. Wenn die Kräfteverhältnisse anfangs einer Revolution
günstig gewesen wären, wenn etwa ein Teil der Armee und ein großer Teil der Bevölkerung sich deren Seite
geschlagen hätte, so hätte sie gewinnen können oder eben nicht. Nach kurzer Zeit aber spiegelten
die Kräfteverhältnisse nur noch die der sich einmischenden Mächte, so dass kein Ausgang mehr sich als
'Sieg der Syrer' deuten lässt. Fließen keine Waffen nach, ist es auch leichter, alle Parteien zu
Verhandlungen zu bringen.
Neben dem Feuer stehen und es mit Öl versorgen war vermutlich eine der schlechtesten Möglichkeiten.
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