So lautete die Bildunterschrift einer Grafik, die jüngst in der FAZ illustrierte, dass die FDP nun wieder große Chancen zu haben scheint, über die 5-Prozent-Hürde zu kommen.
Wiederauferstehung, da war doch was in meiner verschütteten religiösen Erziehung: Der Heiland und wir alle, insofern die Sünden vergeben wurden. Zwar ging mir schon im Konfirmationsunterricht auf, wie widersinnig die 'Auferstehung des Fleisches' ist. Was mir völlig entging, jetzt aber überdeutlich vor Augen steht: Wiederauferstehung ist gruselig. Nicht nur à la Horrorfilm, nein, überhaupt. Meine Oma plötzlich wieder da. Die FDP plötzlich wieder da. Genscher plötzlich wieder Außenminister. Wilhelm II plötzlich wieder Kaiser. Und, natürlich, auch der Führer wieder da.
[Wie kann ein Mensch so etwas sagen! mag einwenden, wer sich die Wiederauferstehung bestimmter Menschen wünscht oder zu glauben versucht. -- Wenn das aber mit der Auferstehung wirklich geht, geht es auch für die, die wir ganz und gar nicht vermissen, außer wir wollten so bigott sein, zu glauben, dass die Sünder, die in der Hölle schmoren, just die seien, die wir dahin wünschen.]
Womit wir wieder bei der ganz und gar lächerlichen und abgewirtschafteten Klientelpartei FDP sind, die aber "wieder da zu sein scheint", ohneracht aller Gründe, die so beredt für ihre Verschwinden auf Nimmerwiedersehen sprechen. Besonders gute Prognosen bekommt sie vom Allensbach-Institut, das den Rechten immer besonders gute Prognosen gibt. Das zumindest ist verdächtig, kennt man doch den Effekt, dass gute Prognosen das Ergebnis günstig beeinflussen. Wer wählt schon gerne Verlierer.
Wer zweierlei Maß auf einerlei Gegenstände anwendet kann noch jede Ungerechtigkeit rechtfertigen und jedes Feindbild stützen. Ein Maß für unsere Freunde, ein anderes für unsere Feinde. Hier sollen einige Fälle von "zweierlei Maß" dokumentiert werden, ein Wasserträgerdienst an der Gerechtigkeit als wirksamer Idee, auf die sich sogar die verpflichten, die sich an ihr vergehen.
Emil Julius Gumbel
Der Heidelberger Mathematiker Emil Julius Gumbel veröffentlichte 1924 die Schrift "Vier Jahre politischer Mord", in der nachgewiesen wurde, dass weitaus mehr Linke von Rechten ermordet wurden als umgekehrt, dass aber die Linken zu weitaus höheren Strafen verurteilt wurden als die Rechten: Die deutsche Justiz hatte zweierlei Maß. Gumbels Schrift änderte daran leider nichts, ihm selbst wurde schließlich auf Betreiben nationalsozialistischer Studenten die Lehrerlaubnis entzogen, er ging ins Exil. Dennoch ist der Nachweis von Ungerechtigkeit kein bloßer Kommentar zur Geschichte, sondern kann hin und wieder etwas ändern, und wäre es nur, weil ein Ungerechter ungern als solcher dasteht.
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