Es ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens. Und ich gehe nicht alleine wegen meiner so fehlerhaften Doktorarbeit, wiewohl ich verstehe, dass dies für große Teile der Wissenschaft ein Anlass wäre. Der Grund liegt im Besonderen in der Frage, ob ich den höchsten Ansprüchen, die ich selbst an meine Verantwortung anlege, noch nachkommen kann.
Lies und staune: Er lobt sich für die eigenen höchsten Ansprüche, zugleich für sein Verantwortungsbewusstsein, gibt aber gleichzeitig weder Betrug noch Lüge zu. Der Mann bereitet sein Comeback vor.
Wenn allerdings, wie in den letzten Wochen geschehen, die öffentliche und mediale Betrachtung fast ausschließlich auf die Person Guttenberg und seine Dissertation statt beispielsweise auf den Tod und die Verwundung von 13 Soldaten abzielt, so findet eine dramatische Verschiebung der Aufmerksamkeit zulasten der mir Anvertrauten statt.
Er schämt sich nicht, die 'toten Soldaten' rhetorisch zu verwursten und -wenden: zur Relativierung des eigenen Fehlers und zur Anklage der Medien. Wie wäre es übrigens um Klein Zaches bestellt, wenn die Medien sich mehr um die Toten gekümmert hätten, die toten Soldaten und die mit deutscher Hilfe getöteten Zivilisten, in einem Krieg, der beim besten Willen nicht als Verteidigung der Bundesrepublik gelten kann? Mit einem Verteidigungsminister, der ohne Bescheid zu wissen, das Bombardement in Kundus rechtfertigt, und später dann Schneiderhahn abserviert, der ihn falsch informiert habe, was dieser bis heute bestreitet. An Klein Zaches bleibt nichts hängen.
Es geht so weiter in der Erklärung. Er hat nicht etwa deshalb solange mit dem Rücktritt gewartet, zunächst alles abgestritten und dann allmählich mehr, wenn auch nicht das Entscheidende zugegeben, weil er hoffte, damit durchzukommen, sondern, na? was sonst?, wegen der 'toten Soldaten' und um sein 'Haus zu bestellen', und
Zunächst ein möglicherweise für manche unbefriedigender, aber allzu menschlicher Grund. Wohl niemand wird leicht, geschweige denn leichtfertig, das Amt aufgebenwollen, an dem das ganze Herzblut hängt. Ein Amt, das Verantwortung für viele Menschen und deren Leben beinhaltet.
Er gibt als 'allzu menschlichen Grund' etwas zu, was letztlich doch wieder eine Tugend ist. Und so weiter ad nauseam. Es gibt aber doch weiter viele Kommentare im Netz, jetzt habe der linke Mob (o.ä.) unseren fähigsten Politiker aus dem Amt gehetzt. Die Fee/die Bild wirkt wahre Wunder in Fehldarstellung der Wirklichkeit. Mit dem ihr eigenen typographischen Rhythmus kommt ein Tittenbild, ein Interview mit Sarrazin, ein Tittenbild, eine Leugnung des anthropogenen Klimawandels, ein Tittenbild, ein Artikel über angebliche Sozialschmarotzer. Wer setzt die Themen und Ziele der Springer-Medien? Medien, die sich nicht der Wahrheit verpflichtet fühlen, sind eine Gefahr für jede Demokratie, da aus einer verlogenen Darstellung der Welt anschließend manipulierte Urteile werden. Das hier Beklagte hat übrigens nichts mit Links und Rechts zu tun: In der 'causa Guttenberg' waren sich FAZ und Süddeutsche in ihrem Ekel über die Darstellung der Bild-Zeitung einig. Die wiederum machte gegen die Klugscheißer, Sesselfurzer, Korinthenkacker, Bildungsbürger, Schnösel mobil. Ich möchte aber bezweifeln, dass sie viele Schreinermeister damit erreicht, die mit erschlichenen Meisterbriefen durchaus nichts anzufangen wissen, und auch mein Vater, ein alter Bauer, mag keine Betrüger in hohen Ämtern.
Klein Zaches, genannt Zinnober, wird wiederkommen, sieht ganz so aus.
(E. T. A. Hoffmann: Klein Zaches, genannt Zinnober, zitiert nach Projekt Gutenberg)
Der Minister begab sich mit dem Kleinen zum Fürsten. Zinnober zog das Memoire, das ihm der Minister gegeben, aus der Tasche und fing an zulesen. Da es damit aber nun gar nicht recht gehen wollte und er nur lauter unverständliches Zeug murrte und schnurrte, nahm ihm der
Minister das Papier aus den Händen und las selbst. Der Fürst schien ganz entzückt, er gab seinen Beifall zu erkennen, ein Mal über das andere rufend: "Schön - gut gesagt - herrlich - treffend!" -
Sowie der Minister geendet, schritt der Fürst geradezu los auf den kleinen Zinnober, hob ihn in die Höhe, drückte ihn an seine Brust, gerade dahin, wo ihm (dem Fürsten) der große Stern des grüngefleckten Tigers saß, und stammelte und schluchzte, während ihm häufige Tränen aus den Augen flossen: "Nein! - solch ein Mann - solch ein Talent!- solcher Eifer - solche Liebe - es ist zu viel - zu viel!" Dann gefaßter: "Zinnober! - ich erhebe Sie hiermit zu meinem Minister! - Bleiben Sie dem Vaterlande hold und treu, bleiben Sie ein wackrer Diener der Barsanuphe, von denen Sie geehrt - geliebt werden." Und nun sich mit verdrüßlichem Blick zum Minister wendend: "Ich bemerke, lieber Baron von Mondschein, daß seit einiger Zeit Ihre Kräfte
nachlassen. Ruhe auf Ihren Gütern wird Ihnen heilbringend sein! - Leben Sie wohl!" -
1 Kommentar:
Guttenberg war die Galionsfigur und eben diese knallt als erstes gegen die Wand an der das Mutterschiff zerschellen wird. Sein Abgang wird weder die deutsche Wissenschaft reinigen noch eine bessere Folgeregierung nach sich ziehen. Er hat seine Pflicht getan und im Abgang wieder das Volk geblendet. Nach keinem Abgang wurden die Schulden weniger, nach Kohls Abgang wurden die Parteien nicht weniger korrupt, nach Schroeders Abgang ging der Neo-Liberalismus nicht weg, nach Guttenberg werden die Politiker nicht weniger luegen und betruegen! Wir sehen die Symptome und glauben trotzdem gesund zu sein.
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