Emil Julius Gumbel

Der Heidelberger Mathematiker Emil Julius Gumbel veröffentlichte 1924 die Schrift "Vier Jahre politischer Mord", in der nachgewiesen wurde, dass weitaus mehr Linke von Rechten ermordet wurden als umgekehrt, dass aber die Linken zu weitaus höheren Strafen verurteilt wurden als die Rechten: Die deutsche Justiz hatte zweierlei Maß. Gumbels Schrift änderte daran leider nichts, ihm selbst wurde schließlich auf Betreiben nationalsozialistischer Studenten die Lehrerlaubnis entzogen, er ging ins Exil. Dennoch ist der Nachweis von Ungerechtigkeit kein bloßer Kommentar zur Geschichte, sondern kann hin und wieder etwas ändern, und wäre es nur, weil ein Ungerechter ungern als solcher dasteht.

Freitag, 26. Juli 2013

Was ist eigentlich ein Putsch?

Wenn das Militär eine demokratisch gewählte Regierung stürzt, nennt man das einen Putsch. Wenn das Militär danach Fernsehsender und Zeitungen schließt, ehemalige Regierungsmitglieder inhaftiert und auf Demonstranten schießen lässt, so handelt es sich um typische Merkmale eines Putschs.

Die Weigerung der USA und der meisten europäischen Staaten, den Putsch einen Putsch zu nennen, ist (intellektuell) beschämend.

 Die demokratisch gewählte Armee hat die despotische Regierung Ägyptens 'entfernt'.

Der Grundsatz, demzufolge eine Regierung, die uns passt, als legitimer angesehen wird denn eine Regierung, die uns nicht passt, ob nun ihn Mali oder Ägypten, ist ein schlechter Grundsatz. Wenn ein Putsch für ein Land legitimiert wird, können sich militärisch-politisch Kräfte in irgendeinem anderen Land rechtzeitig Rückendeckung für einen Putsch holen. Friede und Demokratie leiden unter so etwas. Ich vermute sogar dass die interessegeleitete Rechtsbeugung auf Dauer auch genau diese Interessen beschädigt.

Wenn sie doch wenigstens nicht die ganze Zeit so laut 'Demokratie' sagen würden. Wie schon wiederholt bemerkt, leide ich unter eine Bewertungsstörung: Die Verbrechen stören mich zuweilen weniger als die Heuchelei; dabei sollte es umgekehrt sein.

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