Es ist erfreulich, dass diese Einschätzung jetzt auch auf ein Gutachten verweisen kann, das von Gideon Botsch (Moses-Mendelssohn-Zentrum) im Auftrag der Spandauer SPD angefertigt wurde, und das eben zu dem Schluss kommt, das Interview enthalte rassistische Äußerungen. Eine Zusammenfassung findet sich in der SZ, leider wurde das ganze Gutachten meines Wissens (noch?) nicht veröffentlicht. Botsch verwendet die Rassismus-Definition von Albert Memmi:
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß der Rassismus die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver biologischer Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers ist, mit der eine Aggression gerechtfertigt werden soll.
Verallgmeinernd und verabsolutierend urteilt Sarrazin über das verhalten ethnischer Gruppen, denen jedoch (Intelligenzquotient) teilweise minderwertige biologische Eigenschaften zugerechnet werden. Statt verbesserbare Mängel etwa unserer Schulen und unseres Umgangs miteinander zu suchen, wird auf Türken und Araber gezeigt, wodurch allein schon ihnen Schaden angetan wird, von dem Schaden der durch solche Diskurse gestützten Schikanen ganz abgesehen. (Waren Sie schon mal bei der Ausländerbehörde?) Einzig das letzte Bestimmungsstück der "Rechtfertigung einer Aggression" ließe noch Freiraum für Deutelei. Wer aber in den Debatten der letzten Jahre die Forderungen nach harten Strafen oder Abschiebung bei von Migranten begangenen Straftaten verfolgt hat, wird die Äußerungen Sarrazins durchaus in einem Kontext der Aggression sehen. (Wenn das Gutachten publiziert wird, wird man im einzelnen sehen, wie Botsch die Äußerungen unter die Rassismus-Bestimmungen subsumiert.)
Reaktionen? Die antiislamische Website "pi - politically incorrect" setzt "Gutachten" in Anführungszeichen, in den Kommentaren wird dann eingedroschen auf die Moslemverteidiger. Bei der großteils antisemitischen und auch sonst rassistischen Website "fact-fiction" klingt es ganz ähnlich, nur dass da zusätzlich noch über das angeblich "jüdische" Institut hergezogen wird. Man verlinkt von der antisemitischen Website auch gerne "pi" und antideutsche Seiten. Ob sich deren Betreiber der traurigen Allianzen mit Antisemiten bewusst sind, die sie mit ihrem Moslem-Bashing eingehen?
Verallgemeinernde Abwertungen von Gruppen brauchen wir nicht. Schlüssig ist allein, sowohl gegen Antisemitismus als auch gegen Xenophobie, Muslimophobie etc. zu sein.
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