Dregger? Da war doch was: Dregger, Alfred, der bis zuletzt behauptete, die deutsche Wehrmacht sei anständig gewesen; Dregger, der Kommunistenfresser; Dregger, NSDAP-Mitgliedsnummer 7.721.518; Dregger, Befürworter der Berufsverbote; Dregger, Kumpel der Vertriebenenverbände.
Erinnerungen an eine Kindheit in der hessischen Provinz, in der die CDU anno fips ein Spiel verteilte: "Ritter Alfred jagt den roten Filz". Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob es möglich war, als "roter Filz" das Spiel zu gewinnen, denn ich habe es nur ein Mal gespielt. Und richtig, bzw. 'bingo!', wie man sagt: Burkard Dregger, integrationspolitischer Sprecher der CDU im Ageordnetenhaus Berlin, ist der Sohn von Alfred Dregger. Die Berliner Zeitung hat ihn interviewt (28. Oktober 2013):
Die Flüchtlinge empfinden das deutsche Asylrecht als ungerecht und fordern Reformen. Ist das nicht legitim?
Wer politischer Verfolgung entkommen ist, der beschwert sich nicht über das deutsche Asylrecht, das ihn gerettet hat. Natürlich lebt man als Asylbewerber nicht wie im Paradies, aber wir haben einen funktionierenden Staat [...] All die linken Gruppen, die diesen armen Menschen einreden, sie würden schlecht behandelt und müssten hier politischen Protest inszenieren, handeln schändlich. Denn sie instrumentalisieren die Menschen, um ihre eigenen Forderungen durchzusetzen und Deutschland schlechtzureden.
Wie schlecht ist ein Land, in dem ein Dregger integrationspolitischer Sprecher einer Regierungspartei ist? Bekannt sind die endlosen Asylverfahren, bekannt die Abschiebungen von Menschen, die zuhause unsretwegen krepieren. Nicht das deutsche Asylrecht hat die Flüchtlinge gerettet, denn sie haben ja noch kein Asyl erhalten und werden - statistisch gesehen - nur mit kleiner Wahrscheinlichkeit Asyl bekommen. Gerettet haben sie allein Glück und Geschick bei der Überquerung des Meeres, vielleicht auch die respektiven Götter des Meeres und der Winde. Wenn ein Asylbewerber mit Hilfe eines "linken Aktivisten" bemerkt, dass das Grundgesetz ihm einen Schutz zusagt, denn die näheren Bestimmungen und die europäischen Absprachen ihm verwehren, soll der schön klein bleiben, denn er ist ja Bittsteller? Ja, er soll. Wie ja überhaupt das Wort "Integration" (Integration - nein danke!) eine Herrschaftsgeste impliziert, die nicht von Zusammenleben, sondern von Unterordnung handelt.
Wie er es findet, dass für die Flüchtlinge vom Oranienplatz eine Winterunterkunft besorgt wird?
Ja, das ist angesichts sinkender Temperaturen eine gute Lösung. Das ist ein Zeichen christlicher Nächstenliebe, eine Rechtspflicht zur Unterbringung gibt es jedoch nicht.Umso schlimmer für das Recht. "Christliche Nächstenliebe" muss halt immer explizit als Almosen kommen: Du, lieber Neger, hast hier kein Recht auf Unterkunft, merk dir's! Und nun nimm unsere christliche Nächstenliebe an! Ein würdiger Exponent des deutschen Pfaffengeistes, wie man ihn auch vom Präsidenten kennt: Weitgehende Rechte für die Schwachen, Verfolgten, Armen, i wo! Wir verweigern ihnen mit Tränen in den Augen die Rechte, sind aber dann - sieh doch, wie gut wir sind! - gerne bereit, ihnen Wolldecken zu bringen. Da, eine Wolldecke, damit du siehst, dass wir gar nicht so sind. Sag schön danke. -- Aber dann hergehen, und sich politisch engagieren, unerhört. Ja, wenn die sich etwa im Sudan engagiert haben, das war freilich edel, aber hier, tout va bien dans le meilleur des pays. Christliche Nächstenliebe verpflichtet uns - au fond - zu nichts, zu gar nichts. Die Tränen in den Augen genügen Gott als Beleg für unser untadeligen Herzen.
Die Lampedusa-Flüchtlinge sind von Italien aufzunehmen und zu versorgen. Wir können dabei unbürokratisch helfen. Aber auch hier gilt: Wenn wir die internationalen Vereinbarungen - insbesondere mit Italien - nicht durchsetzen, werden sie gegenstandslos, und es wird Nachahmungen geben. Das können wir nicht wollen.Wir können unbürokratisch helfen, werden aber keinen Millimeter über unsere vertraglichen Verpflichtungen hinausgehen. Das ist natürlich ebenso bürokratisch wie unchristlich gedacht. Schläft ein Dregger schlecht, wenn dieser oder jener erst aus Deutschland in ein Drittland, von dort in sein Herkunftsland Abgeschobene daran zugrunde geht? Dregger schläft gut, kein Zweifel. Die Verträge, die heiligen Verträge, die die Flüchtlinge wie heiße Kartoffeln weiterreichen, gelten. Basta. Wie ja auch die deutschen Soldaten, so Dregger Alfred, auf Befehl und den Gesetzen gemäß gehandelt haben, als sie etwa 1941 Zehntausende serbischer Zivilisten erschossen.
Wenn die Pubertät ausbleibt, kann es passieren, dass Söhne ihre Väter einfach kopieren. Ach ja, auch der Dregger Burkard macht in Vertriebenen. Und zum Abschluss noch eine Passage aus einem weiteren Interview, das er der Berliner Zeitung 2010 gegeben hat (17.08.2010):
Die Frage ist, was eine Stadt, in der Zuwanderer aus 186 Ländern leben, zusammenhält. Was kann die Menschen dieser Stadt verbinden und verhindern, dass sie ihr Tun an ihrem persönlichen Vorteil ausrichten? Das können nur unsere Grundsätze des sittlichen Zusammenlebens sein, Ergebnis einer zweitausendjährigen deutsch-europäischen Kulturgeschichte, die im Grundgesetz festgeschrieben sind, die Unantastbarkeit der Menschenwürde, die Religionsfreiheit - davon erzähle ich meinen Kindern jetzt im Grundschulalter, dafür werbe ich auch bei Zuwanderern. Ich liebe Deutschland und ich möchte, dass sich auch Zuwanderer mit unserem Land identifizieren. Meine Gespräche in Neukölln haben ergeben, dass die Zuwanderer sich von den Deutschen mehr Stolz auf ihr Land wünschen. Sie sind erstaunt, dass man hier so wenig Wert auf eine eigene Kultur und Identität legt.
Ähem, mit Verlaub, also, die deutsch-europäische Geschichte und ihre Grundsätze, also meinen's jetzt die Bauernkriege oder doch den zweiten Weltkrieg oder den ersten? Und andererseits passt's ihm ja nicht, wenn Flüchtlinge sich aufs Grundgesetz berufen. War wohl dann ein bisschen viel der Identifikation.